Zukunftssicher gestalten

Nachhaltigkeit und Veredelung sind kein Widerspruch

Die Frage der Nachhaltigkeit von Print im Allgemeinen und Druckveredelung im Speziellen lässt sich nicht pauschal beantworten. Es sind einfach zu viele Details, die hierfür eine Rolle spielen. Aber du hast es in der Hand. Grundsätzlich ist Papier ein Material aus nachwachsenden Rohstoffen und es hat eine sehr hohe Recyclingquote, die in Deutschland derzeit bei über 70 % liegt. Beim Drucken müssen eine Vielzahl von unterschiedlichen Druckverfahren und die eingesetzten Farben berücksichtigt werden. Der Druckbetrieb selbst muss ebenfalls auf seinen Umgang mit Rohstoffen und sein Energiemanagement untersucht werden. Und für Veredelungen stehen ebenfalls eine ganze Reihe von unterschiedlichen Verfahren zur Verfügung, die jeweils ganz spezifische Einflüsse auf Nachhaltigkeitsaspekte haben. Um zukunftssicher und verantwortlich zu gestalten, muss man also ne ganze Menge wissen. Schaut erstmal nach einer Menge an Fragen aus.

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Jetzt erstmal der Reihe nach

  • Ist die Entscheidung für ein Druckprodukt gefallen, das möglichst nachhaltig hergestellt werden soll, wird die Auswahl des Materials, also beispielsweise des Papieres meist zu Beginn des Projektes getroffen. Neben den optischen und haptischen Eigenschaften sind es vor allem die Rohstoffe, deren Gewinnung und die Herstellung, die es zu berücksichtigen gilt.

    Wichtig zu wissen ist, dass Recyclingmaterial nicht per se die erste Wahl ist. Denn generell erweist sich zwar der Energieeinsatz für recyceltes Papier als geringer gegenüber Frischzellmaterial, dennoch funktionieren die Recyclingströme nur, wenn Frischzellmaterial dem Kreislauf auch wieder zugeführt wird.

    Trotzdem ist die Verwendung von recyceltem Papier oder von Papier, das leicht recycelbar ist, um den Bedarf an frischen Fasern zu verringern und Abfall zu reduzieren, ein wichtiges Kriterium. Das Material sollte dabei frei von synthetischen Zusatzstoffen sein.

    Darüber hinaus sollte man Papier verwenden, das aus verantwortungsvoll bewirtschafteten Wäldern stammt, zertifiziert durch Programme wie FSC (Forest Stewardship Council) oder PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification).

    Ein weiterer Punkt ist die Auswahl von Papier, das in Prozessen hergestellt wird, die ein effizientes Wassermanagement praktizieren, um die Wasserverschwendung und -verschmutzung zu reduzieren.

  • Die Unterschiede zwischen Druckverfahren wie Offsetdruck, Digitaldruck und Siebdruck hinsichtlich der Nachhaltigkeitsaspekte sind vielschichtig und hängen von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der verwendeten Materialien, des Energieverbrauchs, der Effizienz und der Recyclingfähigkeit der Endprodukte.

    Offsetdruck

    Verwendet Platten zur Übertragung von Bildern, was zusätzliche Materialien und Vorlaufzeiten erfordert.

    Effizient bei großen Auflagen, da die Kosten pro Einheit mit der Anzahl der Drucke sinken.

    Kann weniger energieeffizient sein als andere Methoden bei kleinen Auflagen.

    Die Tinten können auf Mineralölbasis sein, es gibt aber auch umweltfreundlichere Optionen wie Soja- oder Gemüsebasierte Tinten.

    Digitaldruck:

    Keine Druckplatten erforderlich, was Material spart und Vorlaufzeiten reduziert.

    Ermöglicht das Drucken auf Nachfrage, was die Produktion von Überschuss verringert und damit nachhaltiger macht.

    Tendenziell energieintensiver pro Seite als der Offsetdruck bei großen Auflagen, aber effizienter bei kleinen Auflagen.

    Kann auf eine Vielzahl von Substraten drucken, was Flexibilität in der Materialwahl ermöglicht, einschließlich recycelbarer und nachhaltiger Optionen.

    Siebdruck:

    Geeignet für eine breite Palette von Materialien, einschließlich Textilien und Kunststoffen.

    Kann hohe Tintenschichtstärken auftragen, was zu lebendigen und haltbaren Drucken führt.

    Die verwendeten Tinten und Reinigungsmittel können umweltschädlich sein, es gibt jedoch zunehmend umweltfreundlichere Alternativen.

    Energieverbrauch und Effizienz variieren stark je nach Setup und Prozess.

    Nachhaltigkeitsaspekte:

    Materialverbrauch: Digitaldruck punktet durch geringeren Materialverbrauch und Abfall, da keine Platten oder Filme benötigt werden.

    Energieverbrauch: Offsetdruck kann bei großen Auflagen effizienter sein, während Digitaldruck für kurze Auflagen und individuelle Drucke optimiert ist. Siebdruck hat je nach Anwendung spezifische Effizienzniveaus.

    Tinten und Lösungsmittel: Die Entwicklung umweltfreundlicherer Tinten und Lösungsmittel ist für alle Verfahren wichtig. Digital- und Offsetdruck bieten zunehmend ökologischere Tintenoptionen.

    Anpassungsfähigkeit und Makulatur: Digitaldruck ermöglicht eine hohe Anpassungsfähigkeit mit geringer Makulatur durch Drucken auf Nachfrage.

    Für eine umfassende Bewertung der Nachhaltigkeit eines Druckverfahrens müssen alle Lebenszyklusstufen betrachtet werden, von der Herstellung der Druckmaterialien über den eigentlichen Druckprozess bis hin zur Entsorgung oder dem Recycling der Endprodukte.


    Einen nicht unwesentlichen Anteil an der Beurteilung nach Umweltaspekten hat aber auch die Druckerei selbst. Hier spielen Faktoren eine große Rolle wie: Energie- und Wassermanagement, Rückgewinnung von Prozessenergie, Lösemittelrückgewinnung und Abfallmanagement.

  • Jede Veredelung stellt einen Produktionsschritt dar, der für sich betrachtet werden muss. Qualitative Aussagen beispielsweise über den CO2 Footprint lassen sich generell nicht treffen. Dafür spielen einfach zu viele Faktoren eine Rolle. Für die bei uns im Fokus stehenden Veredelungsverfahren kann man jedoch folgende Aussagen treffen:

    Blindprägung

    Bei einer Blindprägung wird lediglich ein Prägestempel hergestellt. Dieses Prägeklischee kann aus Magnesium geätzt oder aus Messing gefräst werden. Auch wenn im einfachsten Fall für eine Flachprägung ein Magnesiumstempel ausreichen würde, sollte man bedenken, das für die Herstellung Fotochemikalien verwendet werden, die einer speziellen Entsorgung bedürfen. Abgesehen davon werden bei einer Blindprägung weder Farben noch sonstige Dekore auf den Bedruckstoff übertragen. Nur in manchen Fällen wird der Prägestempel für die Prägung erhitzt. Der stoffliche und energetische Aufwand ist daher generell sehr gering.

    Kalttransfer

    Die Kalttransferveredelung wird inline in einer Offsetdruckmaschine mit entsprechendem Transfermodul durchgeführt. Zusätzlich zum Offsetdruck wird dabei ein Kleber gedruckt und die Metallisierung von einem Folienträger auf das Papier übertragen. Für die Betrachtung unter Nachhaltigkeitsaspekten kann man daher den eingesetzten Kleber wie eine zusätzliche Druckfarbe sehen. Die veredelten Produkte können problemlos im Papierrecycling verwertet werden, solange die metallisierte Fläche nicht mehr als 70% der gesamten Oberfläche ausmacht. Eine größere Flächenbelegung wäre zwar recyclebar, wird jedoch von den Sortiersensoren nicht mehr als solche erkannt.

    Die Transferfolie:
    Bei der sogenannten Kaltfolie handelt es sich in der Regel um ein PET Trägermaterial, auf dem Lacke und eine hauchdünne Metallisierung aufgebracht sind. Diese Schichten haften auf dem gedruckten Kleber und damit auf dem Papier. Der Folienträger wird dann vom Papier wieder abgelöst und im Transfermodul aufgewickelt. Entscheidend für die Nachhaltigkeitsbetrachtung ist nun, wie mit diesem Reststoff umgegangen wird.

    Heißprägung:

    Der Heißprägeprozess in der Bogenverarbeitung ist ein separater Arbeitsschritt. Wie beim Kalttransfer wird ebenfalls ein metallisiertes Trägermaterial (Heißprägefolie) eingesetzt, um die Dekorschichten auf das Papier zu übertragen. Dazu wird jedoch anstelle eines Klebers ein beheizter Prägestempel verwendet. Die Tägerfolie läuft jedoch nicht kontinuierlich durch die Prägemaschine, sondern wird entsprechend dem Prägemotiv getaktet, sodass der Trägermaterialverbrauch so gering wie möglich gehalten werden kann. Derzeit gibt es noch keine Recyclingmöglichkeit für die Trägerfolienreststoffe, die in der Regel thermisch verwertet werden. Um dennoch ressourcenschonend produzieren zu können, sollten zumindest Qualitäten eingesetzt werden, die möglichst dünn sind. Die geringsten Stärken liegen aktuell bei 10um, KURZ hat eine neue Qualität mit 6um angekündigt.

    Die veredelten Produkte können problemlos im Papierrecycling verwertet werden, solange die metallisierte Fläche nicht mehr als 70% der gesamten Oberfläche ausmacht. Eine größere Flächenbelegung wäre zwar recyclebar, wird jedoch von den Sortiersensoren nicht mehr als solche erkannt.

    Lackierung

    Dispersionslack wird direkt nach dem Farbdruck auf Karton aufgetragen und härtet in der Druckmaschine sofort aus. Dies verbessert die Materialeigenschaften: Die Produkte sind wasserabweisend und widerstandsfähiger gegen Abrieb und Schmutz. Es gibt den Lack in Varianten wie Glanz, Matt oder Seidenmatt und er ist dank Wasser, Bindemitteln, Harzen und Wachsen besonders umweltfreundlich. Soft-Touch-Lack erzeugt eine samtige, fast gummiartige Haptik mit matter Optik. Eine weitere Variante, der Iriodinlack, bereichert Druckprodukte mit funkelnden Effektpigmenten.

    Partielle UV-Lackierung schafft durch Kontraste zwischen lackierten und unlackierten Bereichen haptische und visuelle Effekte. Der flüssig aufgetragene Kunststoff härtet unter UV-Strahlung aus und bildet eine dünne Kunststoffschicht. Diese erschwert jedoch das spätere Deinking und zwingt dazu, das Druckprodukt dem Restmüll zuzuführen, statt es zu recyceln. Das gilt auch für Relieflack, der dreidimensionale Effekte erzeugt und ebenfalls in der Regel ein UV-Lack ist.

    Metallpigmentlackierung

    Effektmetalllacke können in verschiedenen Druckverfahren zur Veredelung eingesetzt werden. Bei den Pigmenten handelt es sich um sehr kleine, flache Partikel, die das Licht reflektieren und je nach Struktur charakteristische Effekte hervorrufen, die abhängig sind z. B. von Partikelgröße, Ausrichtung, etc. Da die Partikel selbst bereits eine gewisse Größe aufweisen und in der Lacksuspension in einer hohen Dichte vorliegen müssen, ist der Lackauftrag um ein Vielfaches größer als beispielsweise bei einer Heißprägung. Um die Metallpigmente so herzustellen, dass sie die für den gewünschten Effekt nötigen Eigenschaften aufweisen, nämlich möglichst flach zu sein, wird ein Trägermaterial metallisch bedampft. Anschließend wird die Metallschicht durch spezielle Verfahren vom Träger wieder entfernt, wobei die flache Pigmentform erhalten bleibt. Für die Nachhaltigkeitsbetrachtung ist daher der Energie- und Ressourceneinsatz der Pigmentherstellung, der hohe Schichtauftrag und der Einsatz von Lösemitteln bzw UV-härtenden Lackkomponenten einzubeziehen.

  • Da bei allen Transferveredelungen nur äußerst dünne Schichten übertragen werden, zeigen alle Untersuchungen, die z. B. die INGEDE durchgeführt hat, dass die veredelten Produkte als unbedenklich gelten und im Standardrecycling deinkbar sind und damit den Recyclinprozess in keiner Weise negativ beeinträchtigen. Ist der Bedruckstoff mit den verwendeten Druckfarben kompostierbar, gilt das meist auch wenn mit Heißprägung oder Kalttransfer veredelt wurde.

  • Reststoffverwertung:

    In vielen Fällen wird das Trägermaterial, das für alle Transferveredelungsverfahren, wie Kalttransfer und Heißprägung verwendet wird, thermisch verwertet, also verbrannt und damit Prozessenergie gewonnen. Die fossilen Rohstoffe gehen dabei jedoch verloren.

    Wird es jedoch dem Recycling zugeführt, wie es KURZ mit seinem RECOSYS Programm anbietet, bleibt der Folienkunststoff (PET) im Stoffkreislauf.

    Trägerstärke:

    Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Materialdicke der Transferfolie. Je dünner die Trägerstärke ist, umso weniger Reststoff fällt an, umso weniger Rüstzeiten und damit Maschinenstillstand fallen bei der Produktion an, umso besser fällt die CO2 Bilanz für den Transport aus. Den aktuell dünnsten Folienträger bietet derzeit KURZ mit einer Stärke von 6 µm gegenüber 12 µm an, der von anderen Herstellern eingesetzt wird.

    Das Druckprodukt:

    Da bei allen Transferveredelungen nur äußerst dünne Schichten übertragen werden, zeigen alle Untersuchungen, die z. B. die INGEDE durchgeführt hat, dass die veredelten Produkte als unbedenklich gelten und im Standardrecycling deinkbar sind und damit den Recyclinprozess in keiner Weise negativ beeinträchtigen. Ist der Bedruckstoff mit den verwendeten Druckfarben kompostierbar, gilt das meist auch wenn mit Heißprägung oder Kalttransfer veredelt wurde.

    Wird unter günstigsten Bedingungen mit Kalttransfer, Heißprägung oder digitaler Metallisierung veredelt, kann sehr ressourcenschonend veredelt werden.

  • Auch die Logistik spielt eine wichtige Rolle, wenn du ein hochwertiges, veredeltes Druckprodukt herstellen möchtest.

    Werden die Lieferketten durch die Auswahl geeigneter Druckdienstleister optimiert und umweltfreundliche Transportmittel ausgewählt kann der CO2-Fußabdruck deutlich minimiert werden. Fasse Lieferungen zusammen, um Leerfahrten zu vermeiden, und wähle Versanddienstleister mit einem starken Engagement für Nachhaltigkeit und Umweltschutz.