Beratungs-Agenten
In der Kreativszene, aber auch bei vielen Brands findet derzeit ein Sinneswandel statt. Motiviert durch die sich zuspitzende Klimakatastrophe beginnen viele Akteure ihr Handeln und ihre Produkte zu hinterfragen. Die Verantwortung gegenüber unserer Nachwelt, die auf unser aller Schultern lastet, muss nämlich nicht nur übernommen sondern vor allem auch getragen werden. Und das heißt, dass wir ein fundamentales Verständnis für die extrem komplexen Zusammenhänge der Stoffkreisläufe gewinnen müssen, um unser eigenes Handeln und das anderer überhaupt beurteilen zu können.
Völlig unabhängig davon, ob ein Druckerzeugnis nun nach heutigen Maßstäben veredelt werden sollte oder nicht, werden künftig viel grundsätzlichere Fragen gestellt werden: Zum Beispiel wann ist eine Verpackung überhaupt notwendig? Neue Shopkonzepte wie die „Unverpackt“-Läden zielen ganz bewusst darauf ab, Verpackungen überflüssig zu machen. Upcycling lebt davon, Dingen nach deren Gebrauch ein zweites Leben oder deren Verpackung einen neuen Nutzen zu geben.
Markenartikler und Verbraucher werden künftig viel kritischer als bisher Produkte, deren Verpackung und ihren Vertrieb betrachten. Sicher trifft dies nicht auf alle Verbrauchergruppen gleichermaßen zu, eine solche Tendenz ist aber zu beobachten und bereits jetzt schon relevant.
Es gibt eine steigende Anzahl von Werbe- und Designagenturen, die sich auf nachhaltig agierende Unternehmen als Kunden spezialisieren. Dabei ist der Ansatz im eigenen nachhaltigen Handeln nicht nur Erfahrungen zu sammeln sondern auch als Berater Relevanz zu erlangen. Diese Agenturen betreuen und beraten ihre Kunden natürlich auch in Bezug auf Packaging und Veredelung.
Für Brands geht es künftig nicht nur darum, ihre Druckerzeugnisse auf FSC zertifiziertem Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft zu drucken, sondern um einen ganzheitlichen Ansatz, der die gesamte Wertschöpfungskette mit einbezieht. Der Claim „Think globally – act locally“ bekommt in dem Zusammenhang eine ganz neue Relevanz für die Produktion und den Vertrieb, aber eben auch für das Design. Und wenn bisher Design oft Teil des Problems ist, muss es künftig Teil der Lösung werden.
Unternehmen werden künftig nicht nur Umweltberichte liefern sondern auch CO2- und Öko-Bilanzen. Sie werden sich also auch viel intensiver mit den Handlungsweisen ihrer Zulieferer beschäftigen, denn diese haben deutlichen Einfluss auf das Ergebnis dieser Bilanzen. Da wird am Ende doch relevant, ob eine transferveredelte Verpackung mehr Emissionen aufweist als eine Spotlackierung und wenn ja wieviel.
Am Ende sind es aber gerade die Agenturen und Designer, die ihre Kunden in diese Richtung beraten müssen. Sie sollten beim Vergleich der verschiedenen Veredelungstechnologien in der Lage sein, Emissionen, Ressourceneinsatz und Auswirkungen auf die Umwelt beurteilen zu können.
Aufklärung, Transparenz und fundierte Beratung sind in dem Themenfeld für alle Beteiligten eine große Hilfe: für die Agenturen und Veredelungsbetriebe, für die Brands um interne Entscheidungsprozesse und Standards zu definieren und für die Hersteller von Druck- und Veredelungsprodukten um die Beratungskompetenz und die Argumentationssicherheit weiter auszubauen.
Nachhaltiges Design ist unabdingbar für unsere Zukunft und dabei eine äußerst komplexe Aufgabe, für die es Berater braucht, die plausible Argumente für individuelle Entscheidungen liefern können. An diesen Kompetenzen sollten wir arbeiten.